Interreligiöser Austausch

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Das Bibelmuseum Bayern ist Sinnbild für den christlich-jüdischen Dialog.

Direkt neben der Lorenzkirche verbirgt es sich im zwischen 2010 und 2022 nunmehr umgebauten historischen Lorenzer Pfarrhof das im April 2022 neu eröffnete Bibelmuseum. Eng mit dem Gebäude verknüpft ist der ursprüngliche Lorenzer Pfarrhof. Er wurde 1370 vorwiegend aus Holz erbaut. Vor der Reformation diente er als Wohnstatt für zahlreiche geistliche Mitarbeiter der Lorenzkirche.

Dieser große Haushalt reduzierte sich in nachreformatorischer Zeit auf drei Geistliche, denn viele eben jener in der Lorenzkirche angestellten Pfarrer verließen den Pfarrhof im Zuge der inzwischen erlaubten Eheschließung und gründeten ihren eigenen Hausstand. 1836 entstand durch den Architekten Carl Alexander von Heideloff unter Verwendung alter Bauteile ein neugotischer Bau, dessen Mittel- und Ostflügel zwischen 1943-1945 zerstört und 1955 im alten Stil neu errichtet wurden. Allerdings war der Gebäudekomplex inmitten des Jahre 2000 stark sanierungsbedürftig und die evangelischen Landeskirche Bayern entschied sich für einen Abriss und Neugestaltung.

Dabei entdeckten involvierte Archäologen in verschiedenen Ebenen des Baugrundes Fundstücke, wie Münzen, Kacheln, Geschirr, die Rückschlüsse auf den Lebensstil der einstmals dort lebenden Geistlichen zuließen. Auch eine unversehrte Ziegelmauer konnte geborgen werden.

Zu dem Ensemble gehören an der restaurierten Außenfront ein Dritte Welt Laden und ein Bibelshop, in dem die Tickets gekauft, Führungen gebucht und religiöse Medien rsowie Bibeln werden können. Ein vierstöckiger Neubau wurde im Innenhof konstruiert, der Gemeinderäume, das Kirchensteueramt und das Bibelmuseum beherbergt.

Das Konzept des Museums ist in auf zwei Etagen verteilte fünf Bereiche gegliedert, die einander  ergänzen. Die obere Ausstellungsfläche beginnt mit Basisinhalten zur Bibel, zu der ein Bücherregal mit unterschiedlichen Bibelausgaben gehört. Eine Station zeigt zum Beispiel XS-Minibibeln.

Daran schließt sich die zeitliche Entwicklung der Bibel innerhalb von 1500 Jahren in Bayern an. Hier wird die Veränderung der Bibel in Sprache, Umfang und Art der Herstellung sichtbar. Ein herausragendes Ausstellungsstück ist die Gumbertusbibel, eine handgeschriebene Riesenbibel, deren Faksimilie als Digitalsat für Besuchende zugänglich ist. Sie kann durchgeblättert und mithilfe einfacher Buttons erscheinen Erklärungen zugehöriger Miniaturen.

In diesem Bereich sind die bereits erwähnten Artefakte integriert, die bei den Ausgrabungen innerhalb des Lorenzer Pfarrhofes entdeckt wurden. Hiermit stellt sich ein Bezug zur Lebenswelt der zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert dort ansässiger Menschen greifbar dar.

Im Untergeschoss findet mit der Fragestellung: „Wie die Worte in die Bibel kamen“ eine Vertiefung der oberen Ausstellungsbereiche statt, die Erfahrungen mit Gott, darüber Erzählen, Niederschreiben und Kanonisieren der Schriftrollen präsentiert. Da die Bibel ursprünglich auf Griechisch und Hebräisch verfasst wurde, runden dazugehörige Mitmachstationen, bei denen der eigene Name in griechischer oder hebräischer Schrift zu legen, diesen Komplex ab.

Ergänzend dazu finden während des Kirchentages am Donnerstag dem 8.Juni zwei Veranstaltungen statt:

Im Messezentrum NCC Ost, Saal Tokio, erfolgt von 9.30 Uhr bis 10.30 Uhr eine christlich-jüdisch Debatte zum Neuen Testament, die sich von 19 Uhr bis 20 Uhr am Lorenzer Platz 10 durch das Bibelmuseum Bayern mit einer jüdischen Perspektive auf das Neue Testament abrundet.

Tora, Koran und Bibel, als „Heilige Schriften unter Heiligen Schriften“ sind im vierten Abschnitt ausgestellt und durch filmische Darstellungen, die den Ablauf von Gottesdiensten in Synagoge, Moschee und Kirche zeigen, erweitert.

Zuletzt besteht das Angebot, sich persönlich mit aktuellen, zeitlosen Lebensfragen an die Bibel auseinanderzusetzen.

Im Vergleich zu anderen Bibelmuseen in Deutschland, bietet das Bibelmuseum Bayern unterschiedlichste, nachvollziehbar einander ergänzende und vertiefende Themengebiete an, die durch abwechslungsreiche, wohlüberlegte Mitmachmöglichkeiten ein lebendiges Erfahren der Bibel erlauben.

 

Von Anja Elmdust

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