Kirchentag mit Scherben im Gepäck

Gedenken zu Beginn

Noch vor den Eröffnungsgottesdiensten startete der Kirchentag in Hannover am Ufer des Maschsees mit dem Gedenken zu Beginn.

Noch vor den Eröffnungsgottesdiensten startete der Kirchentag in Hannover am Ufer des Maschsees mit dem Gedenken zu Beginn. In die kommenden Tage des Kirchentages gehen die Teilnehmer:innen mit einer Tonscherbe im Gepäck. Diese dient als Erinnerung an unsere Verantwortung, auch im Hier und Jetzt.  

Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund verwies am Fuße des umstrittenen Nazidenkmals „Fackelläufer“ auf unsere gemeinsame Verantwortung. Aus dieser wurde der Kirchentag 1949 in Hannover gegründet. Aber auch heute sollten wir uns den Fragen stellen: „Warum habt ihr nicht?“, „Warum habt ihr heute nicht?“ oder „Wo wart ihr damals?“ 

Neben unserer Verantwortung für die Ereignisse während der Zeit des Nationalsozialismus verwies Siegesmund dabei auch auf sexuellen Missbrauch in der Kirche, wiedererstarkenden Nationalismus und Klimaschutz in Verantwortung für zukünftige Generationen. 

Die folgende Performance schaffte die Verbindung zwischen Schuld und Verantwortung für die Vergangenheit und dem, was wir alle jetzt tun können. Zu den Klängen einer Saxofon-Improvisation wurden fünf Tontafeln zerbrochen. Jede der Tafeln war mit einem Satz beschrieben, der uns im Alltag im Weg steht: 

  1. Wir haben wirklich wichtigere Themen. 

  1. Es muss endlich die treffen, die wirklich schuld sind.  

  1. Das wird man doch noch sagen dürfen.  

  1. Wichtig ist doch das Hier und Heute. 

  1. Als ob ich allein das ändern könnte. 

„Was Gemeinsames zerstört, wollen wir zerschlagen, was uns spaltet, wollen wir aufspalten.“ Dabei wurde immer wieder betont, dass wir alle diese Sätze wohl schon gesagt haben. 

Zum Abschluss lud Kirchentags-Generalsekretärin Kristin Jahn alle Teilnehmer:innen ein, eine Tonscherbe der zerstörten Platten mit auf den Kirchentag und in den Alltag zu nehmen. Sie sollen daran erinnern, dass runde Sätze nur gut klingen: Einfache Wahrheiten sind auch für den Kirchentag in Hannover nicht gewünscht, bei dem ebenso die unbequemen Debatten ihren Platz finden. 

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