Torsten Zugehör im Interview
Kirchentag 2027
Im Zentrum steht der Mensch, mit seinen Hoffnungen, Fragen und seinem Glauben. Was bedeutet diese Losung für die Gestaltung des Kirchentags? Welche Impulse setzt die neue Leitung? Wir haben mit Kirchentagspräsident Torsten Zugehör gesprochen und ihm fünf Fragen gestellt, die neugierig machen auf den Menschen hinter dem Amt und auf das, was ihn antreibt.
Was ist Ihr liebster Moment der Woche, an dem Sie ganz bei sich sind und was darf dabei auf keinen Fall fehlen?
Ich gehe das gesamte Jahr über morgens in den Garten duschen, bei Wind und Wetter. Ich genieße diesen besonderen, eigenen und klaren Moment. Und dann natürlich das gemeinsame Frühstück am Sonntag mit meiner Frau. Wir sind beide beruflich sehr aktiv und genießen diesen entspannten Moment, gerne auch mit den Kindern und Enkeln.
Herrlich, das gemeinsame Sonntagsfrühstück, vor allem jetzt im Herbst, gemütlich im kuscheligen Pullover. Da fällt uns ein, wenn der Kirchentag ein Kleidungsstück wäre, was wäre er für Sie?
Der Kirchentag lässt sich kaum in ein einziges Kleidungsstück fassen, dafür ist er zu vielfältig. Er ist mal ein wärmender Mantel, der Geborgenheit schenkt. Mal ein geliehenes T-Shirt, das verbindet und Geschichten trägt. Manchmal ein zerknitterter Kirchentags-Schal – getragen, erlebt, geliebt. Und nicht zuletzt: ein Paar Badelatschen, schlicht, praktisch, überall dabei. Bescheiden, universell und irgendwie unverzichtbar.
Vielfalt ist das Stichwort: Der Dialog und das Miteinander stehen beim Kirchentag im Mittelpunkt. Was bedeutet für Sie echter Dialog und wie kann er helfen, unsere gemeinsame Zukunft zu gestalten?
Ein echter Dialog lebt davon, dass wir einander etwas zumuten dürfen, ohne uns zu verletzen oder zu entzweien. Hans-Georg Gadamer brachte es mit einem Satz auf den Punkt: „Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte.“ Diese Haltung prägt den Kirchentag. Gerade hier gelingt es uns oft, offen und respektvoll miteinander zu sprechen, auch über Unterschiede hinweg. Und genau deshalb wird der Kirchentag gebraucht.
In diesem Zusammenhang: Welche Impulse möchten Sie als Präsident setzen, damit der Kirchentag über die Tage hinauswirkt?
Politik fällt nicht vom Himmel, Politik wird gemacht. Und entgegen der verbreiteten Vorstellung entstehen die meisten Entscheidungen nicht in Brüssel oder Berlin, sondern in den kommunalen Ratsversammlungen, oft getragen von vielen ehrenamtlich Engagierten. Die Vorbereitung und Umsetzung liegt meist beim Hauptamt, doch auch dort funktioniert nichts ohne das Ehrenamt. Zwischen Stadt- und Gemeindekirchenräten zeigen sich hier erstaunliche Parallelen: Wir brauchen einander. Dieses Engagement der Basis sichtbar zu machen und zu stärken, das ist mir ein echtes Herzensanliegen.
Die neue Losung lässt die Vorfreude auf den Kirchentag in Düsseldorf wachsen. Das Herzstück bildet das Ehrenamt. Verraten Sie uns, was das Ehrenamt für Sie so kostbar macht und wie können wir es gemeinsam stärken, damit es auch morgen noch trägt?
Das Besondere am Ehrenamt ist, dass es auf Freiwilligkeit beruht. Dieses Engagement ist nicht einklagbar, erzwingbar. Das bedeutet aber auch, nicht auf den Staat oder andere zu warten, sondern sich Verbündete zu suchen oder das Herz in die eigene Hand zu nehmen und anzufangen. Ehrenamt braucht Wertschätzung, nicht nur alle zwei Jahre, wenn wir uns in einer neuen Stadt begegnen. Gerade in der Zeit dazwischen geschieht so vieles im Verborgenen. Ohne dieses stille Engagement gäbe es keinen Kirchentag. Es macht ihn erst möglich und so kostbar. Diese Arbeit sichtbar zu machen, bedeutet mehr als Anerkennung: Es schenkt Kraft, Motivation und das Gefühl, wirklich gebraucht zu werden.
Vielen Dank für Ihre Zeit, Torsten Zugehör und alles Gute für die neue Herausfordung!