Hidjab und Regenbogen

Podium

Warum Gender und sexuelle Vielfalt uns alle angehen

"Wie viele Geschlechter gibt es?", "Kommt in der Bibel sexuelle Vielfalt vor?" und "Sollte es eine Toilette für Diverse geben?" Das waren nur einige der spannenden Fragen, die die Moderatorin gleich zu Beginn der Podiumsdiskussion an das Publikum richtete.

Tobias Faix, Praktischer Theologe, brachte das Thema daraufhin auf den Punkt: „Sexualethik ist ein wichtiges Thema, aber viele Religionen haben immer noch Probleme darüber zu reden“.

Dara Abdullah Alani, Islamwissenschaftler, konzentrierte sich in seinen Ausführungen auf den Koran. Homosexualität sei ein schwieriges Thema, das man im Koran allerdings mit der Lupe suchen müsse.

Als weiteren Aspekt betont er, dass die nötigen Regeln für ein funktionierendes Zusammenleben in einer Gesellschaft vom Staat kommen sollten. Neben diesem geregelten Bereich gebe es immer noch einen persönlichen Freiraum, in welchem das Motto „Leben und leben lassen“ gelte.  Jeder ist für sich selbst und seine eigenen Handlungen verantwortlich.

Heike Walz, Pfarrerin und Expertin für Gender Studies, ließ keinen Zweifel daran, dass Geschlecht mehrdimensional sei und weltweit unterschiedlich konzipiert wird. Die Bibel müsse ans Heute angepasst werden und angemessen interpretiert werden, das war eine ihrer Überzeugungen.  

Massud Reza, Bildungsreferent und Sozialwissenschaftler, sorgte mit seinen Thesen für Aufsehen. Er erzählte von einer Moschee, in der Männer und Frauen zusammen beten und Frauen sogar vorbeten können. LGBTIQ-Muslime seien dort herzlich willkommen! Ein wahrer Aufbruch in der Welt einer Religion für alle!

Doch von der Realität sei man noch weit entfernt. Massud Reza betonte, dass LGBTIQ-Muslime immer noch mit Anschuldigungen und Diskriminierung konfrontiert seien. "Ein schwuler Mann ist kein richtiger Mann", so brachte es der Sozialwissenschaftler auf den Punkt. Um ein Zeichen gegen diese Diskriminierung zu setzen, wurde im letzten Jahr im Rahmen des Pride-Months die Regenbogenfahne gehisst. Eine Geste, die von vielen positiv aufgenommen wurde, aber auch zahlreiche Morddrohungen nach sich zog.

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Religionen aus dem 7. Jahrhundert längst nicht mehr ins 21. Jahrhundert passen. Zum Glück entwickeln sich Religionen - genau wie wir Menschen - weiter. Und es ist wichtig, dass das Thema "Toleranz von Gender und Diversity" weiterhin präsent bleibt. Es braucht Diskussionen, um die Botschaft in die Welt zu tragen. Denn am Ende des Tages sind wir alle dasselbe: Menschen.

Der Vortrag endete mit der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum. Es bleibt zu hoffen, dass dieser frische Wind weiterhin durch manch verstaubtes Gemäuer der Religionen weht und die Menschen zum Umdenken bringt. Denn Gender und sexuelle Vielfalt gehen uns alle an!

Autorin: Nina Huber, Sandra Rainer

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