Dr. Detlef Dieckmann, Alttestamentler, Berlin
Theologiestudierende aus Braunschweig
Einstieg:
Herzlich willkommen zu eurer Bibelarbeit für junge Menschen mit dem Thema Mut zur Zukunft über Jeremia 29. Wir wollen heute mit euch über ein großes Thema sprechen: Hoffnung.
Und dafür haben wir euch zu Beginn ein paar Zitate mitgebracht von Menschen, die ihr vielleicht oder vielleicht auch nicht kennt.
- „Ich heb’ mein Glas auf dich, auf dein Leben – auf das, was vor dir liegt.“ Wincent Weiss, „Musik sein“
- „Auch wenn wir stolpern und fallen, wir stehen wieder auf.“ Mark Forster, „Chöre“
- „Und irgendwann, da ist da Licht am Ende des Tunnels.“ Kontra K, „Erfolg ist kein Glück“
Hoffnung ist hier ganz unterschiedlich dargestellt, wird verschieden wahrgenommen. Natürlich, jeder von uns ist einzigartig und sieht die Welt mit anderen Augen. Wir haben uns daher gefragt: Was gibt DIR Hoffnung? Wir wissen, dass das eine sehr persönliche Frage ist.
Daher haben wir an dieser Stelle ein Mentimeter bereitgestellt, bei welchem anonym und stichpunktartig geantwortet werden konnte.
Szenisches Spiel
Ihr seht, Hoffnung kann viele Formen annehmen. Wir möchten mit dir nun eine Zeitreise machen in ein Land, in dem die Lage hoffnungslos erschien. Wir reisen gemeinsam in das Jahr 597 vor Christus. In eine Stadt namens Babylon. Da gab es den König Nebukadnezar, den du nun kennenlernen wirst.
"König Nebukadnezar"
Ich bin König Nebukadnezar II. von Babylonien. Ich ließ Jerusalem durch mein Heer belagern und nahm es ein. Personen aus der höheren Gesellschaft Jerusalems ließ ich in meine Heimatstadt Babylon verschleppen. Ich ließ sie verschleppen, um meine Herrschaft zu sichern, auch über Jerusalem.
"Exilgemeinde"
Ich bin eine von denen, die aus Jerusalem verschleppt wurden - gemeinsam mit unseren Familien, unseren Freunden, unseren Nachbarn. Ich habe das erlebt, mit eigenen Augen gesehen: Wie die Truppen von Nebukadnezar unsere wunderbare Stadt Jerusalem umzingelt haben. Wir hatten so viel Angst! Und irgendwann waren wir verloren. Die Stadt wurde zerstört, sogar der Tempel, in dem wir gebetet haben! Alles, was uns heilig ist. Wir verloren unser Zuhause. Die Soldaten haben uns weggebracht, wir mussten unsere Straßen, unsere Häuser, einfach alles zurückzulassen. Wir mussten fortgehen – weit weg – in ein fremdes Land. Der Weg hierher nach Babylon war lang und voller Angst. Hier in Babylon mussten wir ganz neu anfangen, weit weg von zu Hause. Alles ist fremd: die Sprache, die Menschen, die Regeln. Wir haben uns oft gefragt: Gott, hast du uns vergessen? Siehst Du uns hier? Doch dann erreichte uns ein Brief. Ein Bote brachte ihn von Jeremia, dem Propheten, der noch in Jerusalem war.
"Prophet Jeremia"
Ich bin Jeremia, ein Prophet Gottes. Als viele aus Jerusalem ins Exil nach Babylon gebracht wurden, hat Gott mich berufen, seinem Volk seine Worte weiterzugeben. Also schrieb ich einen Brief, mit dem ich Gottes Botschaft von Trost und Hoffnung weitergab.
So lautet der Brief:
Ihr Kinder Gottes in Babylon! Baut euch ein neues Leben auf!
Wohnt in Häusern, pflanzt Gärten, heiratet und bekommt Kinder.
Lebt eure Träume. Werdet mehr und nicht weniger.
Betet für die Stadt Babylon, geht es ihr gut, geht es auch euch gut.
Tretet für den Frieden ein, mit allen Menschen in Babylon.
Von Gott kann ich euch ausrichten:
Er hat einen Plan – einen Plan voller Frieden, Zukunft und Hoffnung.
Er hat keine Pläne des Unheils, sondern des Lebens. Sucht ihn und ihr werdet ihn finden.
Das verspricht euch Gott. Gott ist nicht an einen Ort gebunden.
Und Schalom – dieses tiefe Wort für Frieden, für ein gutes, gerechtes Leben – ist nicht nur in Jerusalem möglich.
Exilgemeinde
Und was Jeremia schrieb, war schwer zu verstehen:
Wir sollen Häuser bauen, Gärten pflanzen, heiraten, Kinder bekommen.
Wir sollen für den Frieden der Stadt beten – ausgerechnet für Babylon?
Zuerst wollten wir das nicht hören. Wir wollten zurück. Zurück in unsere Heimat. Wieder und wieder haben wir diesen Brief gelesen:
Betet für Babylon. Tretet für Frieden ein. Ich habe einen Plan voller Zukunft und Hoffnung. Und ganz allmählich wuchs etwas Neues in uns.
Und irgendwann dachten wir:
Vielleicht will Gott uns genau hier begegnen. Vielleicht heißt Hoffnung nicht, dass alles wieder so wird wie früher – sondern, dass wir einen Neuanfang wagen.
Wir merkten:
Schalom kann auch hier wachsen.
Gott hat uns nicht vergessen. Gott lässt uns nicht allein.
Wir haben eine Zukunft – auch hier, auch jetzt.
Anknüpfen an eigenen Erfahrungen:
Vielleicht hast du dich auch schon einmal aus einer Gemeinschaft ausgeschlossen gefühlt oder eine zuerst hoffnungslos erscheinende Situation erlebt, so wie die Vertriebenen aus Jerusalem. Denk einmal kurz darüber nach, was dir in diesen Situationen geholfen hat.
Wie ihr zuvor selbst erleben konntet, kann Hoffnung viele verschiedene Dimensionen umfassen. Ihr habt bereits vielfältige Hoffnungsträger mit uns über das Mentimeter geteilt. Auch Jeremia hat die Hoffnung auf Gott mithilfe eines Briefes mit den Menschen geteilt. Das war für sie damals eine Art Hoffnungsanker in schweren Zeiten. Nun wollen wir mit dir gemeinsam in zwei Verse des Briefes hineinschauen, die vor allem den damaligen Verschleppten in ihrer Situation besonders viel Hoffnung gegeben haben. Vielleicht ist es auch für dich ein möglicher Zugang, Hoffnung im Alltag zu begegnen.
Versarbeit:
Manchmal fühlt sich das Leben wie ein Durcheinander an. Die Schule stresst dich, Beziehungen sind kompliziert, die Welt scheint voller Krisen zu sein - Krieg, Klimakatastrophen, Ungerechtigkeit. Und vielleicht fragst du dich: Was bringt die Zukunft eigentlich noch für mich?
Genau in so einer Situation spricht Gott durch den Propheten Jeremia (29,11) zu uns:
„Denn ich habe Pläne vor Augen, die ich für euch gemacht habe, sagt Gott. Schalom habe ich geplant. […] Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung.“
Diese Worte richtet Gott nicht an Menschen, bei denen alles gut läuft. Sondern an Menschen in der Fremde – entwurzelt, erschöpft, voller Fragen. Menschen, die alles verloren haben, was ihnen Halt gab. Gott sagt: Ich habe euch nicht vergessen. Ich sehe euch. Ich habe euch nicht aufgegeben.
Gott hat Pläne und sie sind gut. Nicht im Sinne von: „Ab jetzt wird alles einfach“. Sondern gut, weil sie auf etwas Tieferes hinauslaufen: Schalom.
Schalom – das ist ein Wort, das so viel mehr meint als nur „Frieden“. Es steht für ein Leben, das in Balance ist. Für Verbundenheit mit anderen Menschen, für Sicherheit in uns selbst, für Gerechtigkeit in der Welt. Für Heilsein – im Kleinen wie im Großen.
Ein Leben, das nicht perfekt sein muss, aber Raum zum Aufatmen gibt. Zum Aufblühen. Zum Leben. Das ist Gottes Blick auf unsere Zukunft: nicht eng, sondern weit. Nicht voller Angst, sondern voller Hoffnung.
Und dann sagt Gott in Jeremia 29,14:
„Ich werde eure Lage wenden und euch sammeln aus allen Völkern und allen Orten, wohin ich euch zerstreut habe.“
Hoffnung bedeutet also auch: Es bleibt nicht, wie es ist. Auch wenn wir manchmal den Überblick verlieren oder das Gefühl haben, verstreut und allein zu sein – Gott ist in der Bewegung. Gott sammelt. Gott führt zusammen, was verloren scheint. Er bringt Dinge in Ordnung, die wir nicht mehr zusammenkriegen. Vielleicht nicht sofort. Aber er verspricht: Ich bin bei euch.
Was das für jeden Einzelnen heute bedeutet – das kann ganz unterschiedlich aussehen. Vielleicht ist Hoffnung für dich ein Mensch, der an dich glaubt. Vielleicht ein Moment, in dem du spürst: Ich bin getragen. Vielleicht ein Versprechen, an das du dich klammerst, auch wenn du es noch nicht siehst.
Und vielleicht gehört zur Hoffnung auch Vertrauen. Nicht das blinde Wegsehen, sondern ein mutiges Sich-Anlehnen. Vertrauen darauf, dass Gott da ist – auch wenn wir ihn gerade nicht spüren. Dass er trägt, wenn uns der Boden unter den Füßen fehlt. Vertrauen wächst nicht auf Knopfdruck. Aber es kann mitwachsen – Schritt für Schritt, Tag für Tag.
Manchmal ist es genug, nicht alles verstehen zu müssen, sondern einfach weiterzugehen im Vertrauen. Was heißt das nun für dich und mich? Wir können der Hoffnung einen Platz in unserem Leben einräumen. Manchmal reicht es schon, offen zu sein für das, was kommen mag. Die kleinen Zeichen entdecken, in denen Hoffnung schon da ist. Unaufdringlich. Zart. Aber echt.
Abschluss mit Bezug zu Heute und uns:
Jetzt haben wir mal reingehört, wie Jeremia über Hoffnung spricht.
Und wenn man das mit euren Gedanken aus dem Mentimeter vergleicht, fällt auf: Da gibt es richtig viele Gemeinsamkeiten. Ihr habt Worte gefunden für das, was euch Halt gibt, was euch stärkt und durchs Leben trägt: (Beispiele aus Mentimeter: Freunde, Familie, Liebe, Musik, Gott, etc.). Vielleicht ging es euch auch um Menschen, die euch nahe sind. Um Kraftquellen im Alltag. Oder einfach mal eine Pause, wenn alles zu viel wird. Um das Gefühl: Ich bin nicht allein.
Und genau darum geht es auch in der Botschaft von Jeremia.
Nicht um eine Hoffnung, die irgendwo weit weg schwebt – sondern um eine, die mitten im echten Leben ankommt. Ein neues Zuhause. Menschen, die zusammenhalten. Eine Perspektive. Der Glaube daran, dass sich Dinge zum Guten wenden können – durch Gottes Nähe und durch Veränderung. Jeremia schreibt keinen Brief mit leeren Versprechen. Er sagt: Fang an zu leben!
Und vielleicht spürst du beim Zuhören: Das hat ganz schön viel mit heute zu tun.
Hoffnung ist nicht abstrakt. Sie kann konkret werden – in Liedern, in Worten, in Begegnungen. Wir haben uns gefragt, wie wir uns ein Stück Hoffnung gemeinsam bewahren können. Da wir der Meinung sind, dass Musik einen sehr großen Einfluss auf uns hat und dazu führen kann, dass wir uns besser fühlen, akzeptiert und angenommen, möchten wir eine gemeinsame Playlist auf Spotify erstellen.
Das Publikum hatte an dieser Stelle Zeit, Lieder, die ihnen selbst Hoffnung geben, mit einzufügen.
Vielleicht erinnert ihr euch an die Playlist, hört sie euch nochmal an und fühlt euch hoffnungsvoll.
Text wie von Autor/in bereitgestellt. Es gilt das gesprochene Wort.
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