Manuskripte 2025

Kirchentag in Hannover

In dieser Datenbank haben Sie die Möglichkeit, Redebeiträge vom Kirchentag einzusehen.

Diese Sammlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; wir veröffentlichen alles, was uns die Referierenden zur Verfügung stellen. Die Dokumentationsrechte für ganze Texte liegen bei den Urheber:innen. Bitte beachten Sie die jeweiligen Sperrfristen.

 

Sperrfrist
Do, 01. Mai 2025, 09.30 Uhr

Do
09.30–10.30
Bibelarbeiten am Donnerstag | Bibelarbeit
Bibelarbeit auf dem Weg
Mut zum Widerspruch | Markus 7,24-30
Prof. Dr. Gotthard Fermor, Praktischer Theologe, Wuppertal
Dr. Wibke Janssen, Oberkirchenrätin, Düsseldorf
Prof. Dr. Marion Keuchen, Lehrerin und Religionspädagogin, Siegburg
David Ruddat, Landespfarrer für Jugendarbeit, Solingen

1. Station Nanas am Leibnizufer

Volker Meiling begrüßt die Anwesenden und stellt alle vier als Vertreter:innen der Evangelischen Kirche im Rheinland vor. Marion Keuchen und Gotthard Fermor arbeiten im Pädagogisch-Theologischen Institut der Evangelischen Kirche im Rheinland, Gotthard Fermor auch an der Ev. Hochschule Bochum. Wibke Janssen leitet die Abteilung Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt und David Ruddat leitet den „Hackhauser Hof“, die Ev. Jugendbildungsstätte der EKiR.

 

Gotthard Fermor: Wir als Bibelarbeitsteam1 heißen euch willkommen. „Auf dem Weg“ nehmen wir wörtlich, manche Dinge erschießen sich nur auf dem Weg, wenn wir unterwegs sind, das ist urbiblisch. An drei Stationen wollen wir die Botschaft des Textes mit dem, was an diesen Orten zur Sprache kommt, in Beziehung, in Dialog bringen: Hier an den Nanas von Niki de St. Phalle, am Wünschestein auf dem Neustädter Markt und vor dem Landtag am Hannah Arendt-Platz. Wir stimmen uns ein für diesen Weg mit dem Lied „Such Gott von ganzem Herzen“ (Kirchentagsliederbuch Nr. 142 und Liedblatt).

Wir hören gemeinsam den Bibeltext in der Übersetzung des Kirchentags:

(Markusevangelium 7,24-30) 

Jesus brach auf und ging ins Grenzgebiet von Galiläa und Tyros. Er ging in ein Haus und wollte, dass es niemand erfährt; es konnte aber nicht verborgen bleiben. Sofort hörte eine Frau von ihm, deren kleine Tochter mit einem zerstörerischen Geist zu schaffen hatte. Die Frau kam und warf sich vor seine Füße. Sie war Griechin, Syrophönizierin der Herkunft nach. Sie bat ihn, dass er den Dämon aus ihrer Tochter hinauswerfe. Da sagte er zu ihr:

 

David Ruddat: „Lass zuerst die Kinder satt werden. Es ist nicht gut, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden hinzuwerfen.“ 

 

Gotthard Fermor: Sie erwiderte ihm: 

 

Marion Keuchen: „Herr, auch die Hunde unter dem Tisch fressen von den Brotkrümeln der kleinen Kinder.“ 

 

Gotthard Fermor: Er sagte zu ihr: 

 

David Ruddat: „Du hast klug argumentiert. Mach dich auf, der Dämon ist bereits aus deiner Tochter hinausgegangen.“ 

 

Gotthard Fermor: Als sie in ihr Haus zurückkam, fand sie das kleine Kind auf dem Bett liegen, und der Dämon war hinausgegangen.

 

3Wibke Janssen: Jesus zieht ins Grenzgebiet. Unterschiedliche Sprachen, Kulturen, Küchen, politische Systeme, Schriften treffen im Grenzgebiet aufeinander, manches mehr fließend, manches deutlicher. Grenzgebiete erfordern Umsicht, Aufmerksamkeit und Vorsicht. Oft sind sie gefährliche Gebiete. Orte der Trennung und des Schmerzes. Sie fordern Mut. Ich verlasse das Bekannte, Selbstverständliche, den Raum, wo alle meinen, dass ich hingehöre und in dessen Sprache ich mich entspannt bewege. Ich mache mich auf in die Fremde mit ihren Herausforderungen. Grenzen können Orte des Übergangs, der Öffnung, der Begegnung sein. Grenzen sind Entscheidungen, menschengemacht. 

Der Platz, an dem wir stehen, wurde 1974 zum Grenzgebiet. Mit dem Aufstellen der Nanas an dieser Stelle war für manche die Grenze des guten Geschmacks überschritten. Befürworter:innen und Ablehnende der Plastiken von Niki de St. Phalle standen sich gegenüber. Die Nanas wurden zum Stadtgespräch. Und das half. Aus einer Mauer der Ablehnung wurde Interesse, Öffnung und Aneignung. Inzwischen sind die Nanas für die Menschen in Hannover nicht mehr wegzudenken. Die Nanas und ihre Schöpferin, Niki de St. Phalle, sind ein Teil von Hannover. 

 

Marion Keuchen: Das Grenzgebiet, in das Jesus zieht, wird zum Ort der Begegnung mit einer Frau, einer zunächst Fremden. Einiges trennt die beiden voneinander. In Gespräch vollziehen sie tastende Bewegungen auf den Grenzen, die im Raum stehen, und sie öffnen sich füreinander. 

 

Gotthard Fermor: Grenzen schützen und es ist gut, sie zu achten. 

Die Nanas hier stehen auch dafür, gegen Grenzverletzung durch andere zu demonstrieren. Niki de St. Phalle hat durch ihren Vater Missbrauch und damit eine brutalste Grenzverletzung erlebt. Sie kannte „zerstörerische Geister“ und die Qual im Umgang damit. 

Stille

Für uns sind die Nanas hier auch eine Aussicht, eine Perspektive für die Tochter in der biblischen Geschichte, die von einem Dämon niedergehalten, ans Bett und Haus gefesselt wird. Ich hoffe, dass sie sich nach dem der Dämon sie verlassen hatte, so frei, so prall in die Öffentlichkeit stellen und ihr Leben in ihren Farben tanzen konnte. 

Gotthard Fermor spielt auf der Gitarre ein kurzes akustisches Intermezzo

 

David Ruddat: Über meine persönlichen Grenzen zu wirtschaften, tut mir nicht gut und rächt sich, auch im Umgang mit anderen. 

Jesus grenzt sich ab, will verborgen in einem Haus bei sich sein, für sich. Kein Wunder nach tausenden Begegnungen, intensiv mit viel Nähe und ordentlich Auseinandersetzungen zuvor. Seine Abgrenzung wird verletzt. Eine Frau kommt ihm nah in ihrem Anliegen, drängt auf Hilfe. Er reagiert mit einer Gegen-Grenzverletzung: keine Hilfe für sie, dafür eine Kränkung, eine Beleidigung. Er vergleicht sie mit Hunden unter dem Tisch. Die beiden verletzen gegenseitig bestimmte Grenzen und gleichzeitig sind sie achtsam mit anderen. Die Frau nähert sich Jesus respektvoll, wirft sich vor ihm nieder, spricht ihn mit „Herr“ an. Und Jesus hört immerhin zu und lässt sich auf ein Gespräch ein. Die Verachtung, die in den Hunden anklingt, setzt er nicht in die Tat um. Er redet nicht mit ihr wie mit einem Hund. 

 

Marion Keuchen: Jesus setzt eine Grenze. Die Frau nimmt sie nicht als gegeben hin, sondern leistet Widerstand. Sie überschreitet, bewusst oder unbewusst die Schwelle des Hauses, in das Jesus sich zurückzieht. Sie lässt seine Abweisung nicht gelten, sondern setzt nach. Es liegt nahe, die Quelle der Energie für ihren Mut in ihrer großen Sorge um ihre kranke Tochter zu sehen. Sie steuert das Gespräch in einer klugen Mischung aus Grenzachtung und Grenzüberschreitung. Nein, sie ist kein Hund, sie beansprucht Augenhöhe. Ja, sie lässt sich auf das Sprachbild ein, das Jesus zeichnet und bewegt sich in dessen Grenzen. Jesus begrenzt seine Heilungszuständigkeit, das Heil, für das er steht: Erst, die mit Bürgerrecht als Kinder Gottes. Es könnte nicht reichen für die anderen. Sie widersteht dieser Grenzziehung: dein Heil, Jesus ist so überreichlich, dass selbst die Krümel davon alle satt machen. Dein Heil, Jesus ist so grenzenlos, dass es für Heilung für alle reicht. Die Grenzen, die du ziehst, sind keine. Ich als Mensch jenseits der Grenze Israels will Hilfe von dir. Jesus folgt ihr in die Weite: du hast gut argumentiert. Und er gibt ihr Recht: das kranke Kind wird geheilt. 

Ich würde mir noch wünschen, dass er sich entschuldigt für seinen unpassenden Vergleich mit den Hunden, aber auch Jesus hat offenkundig Grenzen.

 

Wibke Janssen: Mut zum Widerstand an der Grenze erleben wir durch die Frau aus Syrophönizien. Mut zum Widerstand an Grenzen erleben wir mit Niki de St. Phalle. Sie hat die Grenzen, die ihr aus ihrer großbürgerlichen Herkunft und durch die Gesellschaft ihrer Zeit gesetzt wurden, nicht hingenommen. Der Reduktion der Frau auf „innen“, auf Haushalt und familiäre Fürsorge setzt sie „Nanas“ entgegen, raumgreifende, selbstbewusste, öffentliche Frauen. Unsere drei Nanas hier stehen mit Sophie, im echten Leben: Kurfürstin von Hannover für Politik und öffentlichen Grünraum in der Stadt, mit Charlotte, alias Charlotte Buff für weibliche Kraft in der Familie und die Entwicklung der nächsten Generationen, mit Caroline, alias Caroline Herschel für Wissenschaft und Kunst. Vielfältige Felder, in denen Frauen für Niki de St. Phalle blühen und kräftig wirken, über ihnen gesetzte Grenzen hinaus. 

Mut zum Widerstand an Grenzen kann offenbar sehr unterschiedlich aussehen. Es geht los damit, Grenzen nicht einfach hinzunehmen, sondern sie zu prüfen. Manche sind schlicht und unbedingt zu achten. Andere kann ich diskutieren, verhandeln. Wieder andere kann ich, sanft und ohne Gewalt, mit Sehnsucht hinausschieben. Grenzen können durchlässig diskutiert oder in Auflösung überführt werden.

 

Gotthard Fermor: Der Umgang mit Grenzen erfordert jedenfalls Beweglichkeit und in die gehen wir jetzt, zum nächsten Ort und wir singen „Hine ma tov“4 vom Liedblatt.

 

2. Station: Wünschestein

Alle Teilnehmende stehen in einen großen Kreis auf dem Platz um die Mitte am Brunnen herum. Das Bibelarbeitsteam steht vor dem Wünschestein.

 

Gotthard Fermor: Zur zweiten Station haben wir uns hier auf dem Neustädter Markt vor der Hof- und Stadtkirche am „Wünschestein“ des Hannoveraner Bildhauers Wilfried Behre versammelt. Diese 1996 aufgestellte Skulptur aus versteinertem Meeresboden (reiner Kalkstein) enthält ein Kästchen mit Wünschen von Kindern. Wir können nur phantasieren, was da drinnen steckt und haben heute die Chance, uns mit ihnen und unseren Wünschen zu verbinden. Die Arbeit an einem solchen Stein ist eine langsame, beharrliche, geduldige Arbeit und das entspricht seinem Material, dass Jahrtausende lang geworden ist. Wilfried Behre sagt: „Den Stein, mit dem ich arbeite, gibt es manchmal 2 Milliarden Jahre - ich aber werde vielleicht 80 oder 90. Deshalb muss ich ihm eine Chance geben, jene Ewigkeit zu zeigen, die in ihm steckt!“5

 

David Ruddat: Wir finden, das ist ein guter Ort für die Wünsche, die in ihm, dem Wünschestein, stecken. Und das gilt auch für unsere Wünsche, denn: bei vielen Wünsche erleben wir, dass Grenzen ihre Verwirklichung verhindern, oft lange, sehr lange. Da braucht es Beharrlichkeit, Geduld, Glauben, das es Sinn macht weiter zu wünschen. Der Wünschestein von Wilfried Behre ist ein guter Ort, ein gutes Symbol um uns an die Verheißung der Beharrlichkeit unserer Wünsche zu erinnern.

 

Marion Keuchen: Auch die Frau ohne Namen, die Syrophönizierin, war beharrlich in ihrem Wunsch nach Heilung dessen, was ihre Tochter besetzt hielt. So beharrlich, dass sie dies mehrere Grenzen überschreiten ließ:

Sie sucht ihn als Frau auf und überschreitet gängige Gendergrenzen.

Sie als Syrophönizierin sucht ihn als jüdischen Heiler/Rabbi auf und überschreitet interkulturelle/interreligiöse Grenzen.

Sie widerspricht Jesus in der Verwendung eines allgemeinen problematischen Gleichnisses und überschreitet Deutungsgrenzen und Normierungsgrenzen. 

 

Wibke Janssen: Das ist nicht nur mutig - Mut zum Widerspruch lautet das Motto für die heutigen Bibelarbeiten auf dem Kirchentag. Sondern es ist auch äußert beharrlich: Auch wenn sie eigentlich durch das common sense-Gleichnis Jesu, der sie abwehren will, gedemütigt wird, bleibt sie dran: Sie deutet es weiter, und nimmt die Demütigung für sich selbst nicht an. So, dass es bei Jesus ein Tor aufmacht, er seine Grenzziehung auflöst – zwischen Jude und Heidin, zwischen Israel und Libanon, Mann und Frau, Heiler im Rückzug und Hilfesuchender.

Weil Grenzen fallen, kann Heilung geschehen.

Manche Wünsche brauchen genau diese Beharrlichkeit.

 

Gotthard Fermor: Lasst uns uns dazu ermutigen mit dem Lied: „Such Gott von ganzem Herzen“, in dem es auch heißt: Bleibe dran! Währenddessen empfangt Ihr einen Stein, mit dem wir gleich noch etwas vorhaben. (Lied „Such Gott von ganzem Herzen“, Kirchentagsliederbuch Nr. 146 und Liedblatt).

Während des Liedes werden kleine Steine an die Teilnehmenden verteilt.

 

Gotthard Fermor: Wir möchten hier auf diesem Platz fragen: Wie ist das bei uns mit dem Wünschen? Welche meiner Wünsche brauchen Beharrlichkeit, wo will ich dranbleiben? Wo kann ich glauben, dass Grenzen fallen können?

Wir laden Euch ein, den Stein jetzt an Eure:n Nachbar:in als kleinen Wünschestein weiterzugeben.

Wir überreichen ihn einander mit den Worten: 

„Mögen die Wünsche, die du mit diesem Stein verbindest beharrlich sein in deinem Herzen, Grenzen sprengen und so aufgehen, wie Gott es dir schenkt.“ (Ihr findet sie auch auf dem Liedblatt.)

Dann nehmt Euch einen Moment, Eure Wünsche, die Beharrlichkeit brauchen, mit Eurem Stein zu verbinden. Ihr könnt ihn als Erinnerungszeichen von hier mit auf dem Weg nehmen.

Steine werden weitergeben. Mit dem Lied „Hine ma tov“7 wird zur nächsten Station gegangen.

 

3. Station Hannah-Arendt-Platz vor dem Niedersächsischen Landtag

Wibke Janssen: Mit dem Landtag des Bundeslandes Niedersachsen steht uns ein steingewordener Wunsch vor Augen: nach gerechter Herrschaft, die vom Volk ausgeht und kontrolliert wird. Nach Gleichberechtigung ohne Grenze zwischen solchen, die am Tisch bestimmen und anderen, die unter den Tisch verbannt werden. 

Der Platz hier ist nach Hannah Arendt benannt. Ein Motto der politischen Philosophin war: Denken ohne Geländer! Hannah Arendt hat die Freiheit, frei zu sein gefordert und das Recht, Rechte zu haben. Wie wichtig das war, hat sie als jüdische Frau, 1906 hier in Hannover geboren, unmittelbar erlebt. Sie ist 1933 ausgewandert über viele Grenzen, in die Schweiz, nach Frankreich, schließlich in die USA. Sie hat ihren Mut zum Widerstand über jede Grenze hinweg gerettet und versucht, von außen der nationalsozialistischen Totalität und ihrem Terror entgegenzuwirken. Nach 1945 hat Hannah Arendt widerständige, kritische Worte gefunden zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Zeit in Deutschland.

Früher hieß dieser Platz nach dem ersten Ministerpräsidenten Niedersachsens: Hinrich Wilhelm Kopf. Dieser Name verletzte Menschen nicht nur in Hannover. Wilhelm Kopf war im Zweiten Weltkrieg an der Enteignung jüdischer Vermögen beteiligt. Sein Name sollte nicht mehr weiter den zentralen politischen Ort der Stadt prägen. 2015, vor zehn Jahren wurde der Platz umbenannt und erweist jetzt Hannah Arendt und ihrem Mut zum Widerstand die Ehre.8 

 

Marion Keuchen: Hannah Arendt ist eine Grenzgängerin und befasste sich sorgfältig mit der Bedeutung von Grenzen. Gegen Totalitätsansprüche, gegen die Fantasie grenzenloser Allmacht setzte sie einen Begriff von Freiheit, der von Grenzen für das eigene Handeln ausgeht. Ganz unterschiedliche Grenzen sind dabei für sie wichtig: die Unantastbarkeit eines Gegenübers, die Wahrnehmung von Fakten oder die Grenzen des Planeten Erde und seiner Ressourcen. Aktueller könnten ihre Gedanken heute kaum sein.9

Hannah Arendt hat nie aufgegeben, ins Gespräch zu gehen, um zu argumentieren, um zu neuen Denkhorizonten vorzustoßen, um ihren Wunsch zu leben, dass sich etwas zum Besseren ändert. Der Mut zum Widerstand im Gespräch verbindet: die syrophönizische Frau mit Niki de St. Phalle, mit einem Wünschestein voller Sehnsucht, mit Hannah Arendt.

Wir nehmen diesen Faden auf und halten Fürbitte: 

 

Gotthard Fermor: Wir bitten, Gott, um Mut zum Widerstand für uns und andere. 

Wir bitten um Mut zum Widerstand, 

wenn Menschen in ihrer Würde und ihren persönlichen Grenzen verletzt werden.

 

Wibke Janssen: Wir bitten um Mut zum Widerstand, der starre Grenzen, die Freiheit hindern, frech in Frage stellt. 

 

Marion Keuchen: Wir bitten um Mut zum Widerstand, wenn Grenzen lebensfeindlich werden.

 

David Ruddat: Wir bitten um Mut zum Widerstand, der das Wünschen niemals aufgibt und hartnäckig die Sehnsucht, lebt, dass alle satt werden und böse Dämonen keine Chance haben.

 

Gemeinsam: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name…

 

David Ruddat: Und wir bitten: 

Gott segne uns und behüte uns, 

lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig, 

hebe dein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden. Amen. 

Lied zum Abschluss „Steh wieder auf“ (Kirchentagsliederbuch Nr. 2210 und Liedblatt).

 

Weiteres auf dem Liedblatt:

Spruch zum Weitergeben der kleinen Wünschesteine:

„Mögen die Wünsche, die du mit diesem Stein verbindest, beharrlich sein in deinem Herzen, 

Grenzen sprengen und so aufgehen, wie Gott es dir schenkt.“

Interessantes zu den Orten der Bibelarbeit auf dem Weg (Hinweise auf Liedblatt)

Sechs Frauen

„Griechin, Syrophönizierin der Herkunft nach“: Im Markusevangelium 7,26 erwähnt, mehrfach marginalisiert: als Frau (Sexismus), als Syrophönizierin (Ethnizität), als nicht-jüdisch (Religion), als Mutter von einer von dämonischen Mächten betroffenen Tochter (sozialer Status).11

Niki de Saint Phalle: Französisch-schweizerische Künstlerin der Moderne, infolge einer Maltherapie wegen des erlebten sexuellen Missbrauchs durch den Vater gelangte sie zur Kunst (Selbstaussage); weltbekannt wurde sie durch ihre „Nanas“, die seit 1965 entstanden.

„Nana“: Französischer vieldeutiger Begriff für eine moderne, selbstbewusste, erotische und ‚verruchte‘ Frau. Die drei Nanas mit den Namenspatroninnen „Sophie“, „Charlotte“ und „Caroline“ wurden 1974 in Hannover aufgestellt und waren zunächst umstritten.

Kurfürstin Sophie von Hannover: Prinzessin von der Pfalz, durch den „Act of Settlement“ war sie ab 1701 die designierte Thronfolgerin der britischen Monarchie. Ihr Leben wurde von Heirats- und Machtpolitik und Erbfolgen bestimmt.

Charlotte Buff: Hannoveranische Bürgerin; bekannt wurde sie durch ihre Bekanntschaft mit Goethe, der sich in sie verliebte und diese unerwiderte Liebe in der Figur „Lotte“ in den „Leiden des jungen Werthers“ verarbeitete. Ihr Leben wurde von Haushaltsführung und als Ehefrau und Mutter von der großen Verwandtschaft geprägt. 

Caroline Herschel: Hannoveranische bedeutende Astronomin, entdeckte Kometen und berechnete astronomische Konstellationen. Ihre eigene wissenschaftliche Karriere wurde durch ihren berühmten Bruder (Entdecker des Uranus) geprägt.

Wünschestein

Wünschestein/Neustädter Markt: Der „Wünschestein" aus Thüster Kalkstein des in Hannover lebenden Künstlers Wilfried Behre wurde 1996 aufgestellt; aufgeschriebene Wünsche der Kinder des Stadtteils Hannover-Döhren sind in einem Kästchen aufbewahrt, das in der Unterseite des Steins eingelassen ist. 

Vor dem Landtag auf dem Hannah-Arendt-Platz

Hannah-Arendt-Platz: Nach der 1906 in Hannover geborenen und 1975 in New York verstorbenen jüdischen Publizistin, Philosophin und Politologin Der Platz wurde erst 2015 umbenannt.



1 Die folgenden Texte wurden im Team erarbeitet und werden als Team gemeinsam verantwortet.

2 Such Gott von ganzem Herzen, Text (nach Mk 7,24-30 u. Jer 29,13-14) Ute Passarge 2024, Musik: Nicola Nitz/ Thomas Klima, München 2024.

3 Wertvolle Anregungen für die Bibelarbeit gab: Aliyah El Mansky: Mut zum Widerspruch, in: Exegetische Skizzen, hg. v. 39. Deutscher Evangelischer Kirchentag Hannover 2025, Fulda November 2024, S. 29:35.

4 Hine ma tov, Text: hebräisch Ps 133,1/ deutsch: Bettina Strübel/ türkisch: Oda Ferber u. Memed Capan/ arabisch: Gabriele Brand u. Saad Thamir, in: Bettina Strübel (Hrsg.), Trimum – Interreligiöses Liederbuch, Wiesbaden 2017, S. 15.

5 Zitat in: Rede von Walter Lampe, Diakoniepastor, zur Ausstellungseröffnung "Skulpturen von Wilfried Behre" im Ottomar-von-Reden-Park, Kunstverein Gehrde am 20. Oktober 1996, in: http://www.stoneart-behre.de/reden, Stand: 01.05.25.

6 Such Gott von ganzem Herzen, Text (nach Mk 7,24-30 u. Jer 29,13-14) Ute Passarge 2024, Musik: Nicola Nitz/ Thomas Klima, München 2024.

7 Hine ma tov, Text: hebräisch Ps 133,1 / deutsch: Bettina Strübel / türkisch: Oda Ferber u. Memed Capan / arabisch: Gabriele Brand u. Saad Thamir, Wiesbaden 2017, S. 15.

8 Vgl. https://www.landtag-niedersachsen.de/landtagsgebaeude/hannah-arendt-platz/, Stand: 01.05.2025.

9 Vgl. Maike Weißpflug: Hannah Arendt. Freiheit ist nur in den Grenzen der Natur möglich, DHM-Blog, Deutsches Historisches Museums, 14.05.2020; https://www.dhm.de/blog/2020/05/14/hannah-arendt-freiheit-ist-nur-in-den-grenzen-der-natur-moeglich/, Stand: 01.05.2025.

10 Steh wieder auf, Text und Musik: Matthias E. Gahr, Limburg 2024.

11 Aliyah El Mansky: Mut zum Widerspruch, in: Exegetische Skizzen, hg. v. 39. Deutscher Evangelischer Kirchentag Hannover 2025, Fulda November 2024, S. 29:35: 29.



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